München - Vom Exil zur Heimat

München – Vom Exil zur Heimat

Das Blog von muenchen.de hat Anfang November zur Blogparade aufgerufen. „Was würdet Ihr an München vermissen?“ war die Frage. Für mich ein sehr spannendes Thema. Lange war Bayern und auch München eher ein Exil für mich. Meine Eltern hatten mich im Alter von 13 hierhin verschleppt. Gelandet bin ich in der Gegend von Rosenheim. Seit einigen Jahren wohne ich nun in München. Erst in dieser Zeit habe ich hier wirklich Wurzeln geschlagen und eine neue Heimat gefunden. Meine Geschichte vom Exil zur Heimat erzähle ich euch hier in Kurzform. Natürlich erfahrt ihr auch was ich an München wirklich vermissen würde.

Am Anfang war das Exil…

Ich war 13 Jahre als ich in Bayern gelandet bin. Davor war ich aber schon etwas unterwegs. Von meiner Geburtsstadt Bochum ging es erst einmal für ein paar Jahren nach Oer-Erkenschwick. Dort habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt. Es waren immer noch irgendwie Potties und die sind halt wie sie sind. Man versteht sich, hat die gleichen Wurzeln. Dann kam ein Jahr in der Nähe des Bodensees. Es war zum Glück nur ein Jahr. Wieder ein paar hundert Kilometer weiter ging es dann nach Oberbayern. Inntal, ländlich geprägt. Kulturschock. Ich bin ein Stadtmensch und die Provinz war mir immer fremd. Wenn andere die Ruhe des Landlebens genießen, fehlt mir das Leben in dieser Totenstille. Trotzdem habe ich meine Jugend in der Umgebung von Rosenheim verbracht. Habe die Pubertät überstanden und meine Jugend erlebt. War aber auch viel unterwegs. Gelegentlich nach München, oder gleich für ein Wochenende zurück nach Bochum. In die Heimat, weil dort nie das Gefühl von Heimat aufkam.

In den den 90ern und Anfang 2000 war München noch sehr verschlafen. Gut, in den 90ern war im alten Flughafen Riem was los. Die Innenstadt hingegen war am Wochenende eher leer. Ich erinnere mich an einen Samstag im Sommer. Ich bin durch die Kaufingerstraße gelaufen, es war ca. 21 Uhr und kaum ein Mensch war unterwegs. Heute sieht es zum Glück anders aus. In dieser Zeit war ich zwar schon angekommen, aber irgendwie war es keine Heimat.

Dann war es irgendwann 2008. Ich bin nach München gezogen. Endlich war ich wieder in einer Stadt angekommen. Die nächsten Jahre habe ich dann vor allem in der Arbeit verbracht. Mitten in einer Stadt und nichts davon mitbekommen. Es musste sich was ändern und ich fing langsam an meine Stadt zu entdecken. Ich habe natürlich auch mit den Touri Standards angefangen. Pinakotheken, Deutsches Museum, Englischer Garte, Isar und so weiter. Erst später habe ich angefangen die interessanten, nicht so offensichtlichen Ecken zu entdecken. Für mich gibt es dabei ein paar Highlights die ich euch vorstellen möchten. Diese Orte würde ich wirklich vermissen, wenn ich München verlassen würde.

Was ich an München vermissen würde

Der Englische Garten… NORDTEIL

Das ist jetzt für die Münchner nicht so der Geheimtipp. Wer länger in der Stadt ist wird auch irgendwann den Nordteil des Englischen Gartens entdecken. Hoffe ich zumindest. Eine kleine Brücke in der Nähe des Seehauses führt über den Mittleren Ring. Schon ist man da.

Selbst an Tagen in denen der Englische Garten aus allen Nähten platzt, ist es hier ruhiger. Es ist auch etwas wilder, nicht ganz so akkurat wie im Südteil. Wer Angst vor Hunden hat ist hier zwar nicht ganz richtig. Im Nordteil dürfen die Vierbeiner nämlich ganz offiziell frei rumlaufen. Es gibt eine große Hundewiese. Machen zwar auch im Südteil alle, hier sind es aber deutlich mehr Hunde. Die wollen aber alle nur spielen 😉

Gerade im Herbst liebe ich diese Ecke. Die Blätter färben sich und es gibt recht viele Laubbäume. Die ich in den bayerischen Wäldern oft vermisse. Es erinnert mich an meine Kindheit. Im Wald zu spiele bedeutete unter hohen Laubbäumen vor dem Regen geschützt zu sein. Der Duft von feuchten Blättern auf dem Boden holt diese Bilder zurück. Aber dann kommen die freien Flächen und erinnern einen daran wo man ist. Das ist der Moment in dem sich alte und neue Heimat für mich verbinden. Der Ort gibt mir etwas zurück, was ich vermisse. Er ist damit nicht nur Erinnerung, sondern ganz reale Gegenwart.

Es gibt aktuell eine Initiative, die beide Hälften des Englischen Gartens wieder zu verbinden. Dazu soll ein Tunnel die jetzige Schneise des Mittleren Rings ersetzen. Am Anfang fand ich diese Idee gut. Je länger ich darüber nachgedacht habe, umso weniger gefällt sie mir. Natürlich ist der jetzige Stand nicht im Sinne der ursprünglichen Planung. Trotzdem hält der Mittlere Ring viele Menschen ab in den Nordteil zu strömen. Aber genau diese „Leere“ macht den Ort so schön. Es ist ein Ruhepol. Ein Ort um frei seine Gedanken schweifen zu lassen. Oder morgens um 6 Uhr Kunst zu erschaffen. Ein verstecktes Juwel, welches gerne etwas unbekannt bleiben darf. Bewahrt uns diesen Ruhepol und lasst es wie es ist.

Nordteil-Impressionen aus dem Herbst 2015

Street Art unter der Donnersberger Brücke

Der Mittlere Ring ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt und die Donnersberger Brücke gehört dazu. Unzählige Menschen überfahren sie jeden Tag. Sehen vielleicht die Achse zum Hauptbahnhof und sind schon wieder weg. Was alle diese Menschen nicht sehen befindet sich unter der Brücke. Eine riesige Street Art Galerie. Ganz legal und gefördert durch die Stadt München. Für mich ein deutliches Zeichen für den Wandel der Stadt. Die Gestaltung dieses Raumes läuft schon seit vielen Jahren.

Streetart unter der Donnersberger Brücke
@ Sascha Walk

Mehr über das Projekt habe ich bereits vor einiger Zeit hier geschrieben: Street Art in München – Donnersbergerbrücke Part 4

Meine Entdeckungsreise in die Kunstwelt Münchens

Mit dem Relaunch meines Blogs, im März 2016, habe ich mich auf eine Entdeckungsreise begeben. Ich wollte wissen was München neben den großen und wichtigen Museen noch so zu bieten hat. Schließlich war München einmal der Nabel der europäischen Kunstwelt. Wie sieht es da heute aus? Ich habe in den letzten Monaten daher kleine Ausstellungen besucht, Newcomer gesucht und meine ersten Schritte in diese Welt gemacht. Es gibt in München so viele Galerien, die regelmäßig neue Kunst vorstellen. So viele Vereine die sich um das Thema kümmern. Alles geschieht aber nicht so öffentlich wie man es sich wünschen würde.

Die Stadt fördert die Kreativwirtschaft  nach Kräften. Es gibt Zwischennutzungen, die für Kunst und auch StartUp Unternehmen zur Verfügung stehen. Künstler und Kreative werden unterstützt und gefördert. Anfang 2017 werdet ihr dazu mehr bei mir im Blog erfahren. Ich treffe mich in diesem Jahr noch mit dem Team der Stadt und lasse mir das Thema erklären. Mit Sicherheit gibt es noch viel mehr zu entdecken. Ich bin gespannt was ich für euch noch alles entdecken werde.

…jetzt nenne ich es Heimat

München ist doch nicht ganz so langweilig, wie oft behauptet wird. Es versteckt sich nur gut. Das Schickeria Image ist natürlich Teil der Stadt und gehört auch dazu. Es gibt aber mehr. Es gibt Street Art, junge Künstler, Kunstförderer. Es gibt Kreative Räume an der der Dachauer Straße und relativ neu am Ostbahnhof. Man muss diese Orte aber kennen und entdecken.

Wenn man aber Stück für Stück sucht, findet man die Orte. Ich habe viel entdeckt in den letzten Monaten und Jahren. Dabei ist München zu meiner neuen Heimat geworden. Ich werde immer ein Kind des Ruhrgebietes bleiben. Mir wird immer ein Stück Industriekultur hier fehlen. Trotzdem ist München meine neue Heimat geworden. Weil ich hier sogar eine Dönninghaus Currywurst aus Bochum bekomme. Weil hier Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt leben. Weil sich München wandelt und nicht so langweilig ist wie viele vielleicht im ersten Augenblick denken. Ihr müsst nur ein wenig suchen, oder gelegentlich mein Blog lesen. Meine Entdeckungsreise geht weiter und ich nehme euch gerne mit.


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