West Side Story

West Side Story, meine Tanzschuhe und die Geschichte vom Keks

Ich muss jetzt erst einmal ein Geständnis machen. Ich habe es nie geschafft, den Film West Side Story ganz zu sehen. Am Anfang packt er mich einfach nicht. Die Premiere im Deutschen Theater war also auch meine Premiere. Wie das Stück war? Warum ich meine Tanzschuhe entstauben und was für eine Rolle ein Keks spielt? Die ganze Geschichte könnt ihr jetzt hier lesen.

West Side Story – Handlung, Historie & Inszenierung

Handlung

West Side Story - Deutsches Theater München 2017 - Tony & Maria
Tony und Maria kommen sich näher – © Johan Persson

Die Geschichte der West Side Story ist schnell erzählt. Sie ist an Romeo & Julia angelehnt. In diesem Fall schwelt der Konflikt aber zwischen zwei Straßengangs im New York der 50er Jahre. Bei William Shakespeare sind es zwei verfeindeten Familien. Es gibt aber auch ansonsten noch einige Abweichungen. Mehr zu verraten, wäre für meinen Geschmack aber zu viel Spoiler.

Ich mag den Stoff. Romeo und Julia habe ich sogar gelesen. Freiwillig. Ich finde Skripte von Theaterstücken anstrengend zu lesen. Trotzdem habe ich mit 13 das Stück in einem Antiquariat gekauft und freiwillig gelesen. Ich wundere mich selbst, warum der Film mich nicht gepackt hat. Vielleicht versuche ich es demnächst noch einmal.

Historie

Die West Side Story war das erste wirkliche Musical. Mit klarer Abgrenzung zur Oper. Die Idee wurde bereits 1949 geboren. Die Uraufführung fand aber erst 1957 statt. Für die Musik verantwortlich war Leonard Bernstein. Weitere Details zum Stück und der Entstehung findet ihr bei Wikipedia.

Inszenierung – Deutsches Theater

Die Eindrücke von der Premiere sind noch sehr präsent. Da war einmal die Vorfreude, weil es die Originalversion in Englisch ist. Wer wollte, konnte an einem Display über der Bühne die deutschen Texte mitlesen.

Besonders aufgefallen ist mir sehr schnell die besondere Klasse jedes einzelnen Darstellers. Egal ob Hauptrolle oder Nebenrolle. Alle Darsteller waren individuell sehr gut. Dazu scheint im Ensemble auch die Chemie zu passen. Wie bei einem optimalen Team üblich ist die Gruppenleistung beeindruckender als die Summe der Einzelleistungen.

West Side Story - Deutsches Theater München - Gesamtes Ensemble
Gesamtes Ensemble der West Side Story im Deutschen Theater München – ©Sascha Walk

Ich bin allergisch gegen schiefe Töne. Überspitzt gesagt, liebe eine Stunde Waterboarding, als eine der ersten Folgen von DSDS sehen. Zum Glück musste ich an diesem Abend nicht leiden. Die Töne saßen, auch bei den schwierigen Stellen. Sprünge von Bauch auf Kopfstimme? Easy, ohne Ansatz.

Die Musik kam vom Orchester, was ein deutlicher Unterschied zur Musik aus der Konserve ist. Es ist viel direkter. Man hört nicht nur die Musik, man spürt die Dynamik der Instrumente. Es ist einfach etwas ganz anderes als ein Playback. Es geht schon beim Betreten des Saales los. Die Musiker spielen sich ein. Man wird direkt von einem Sound-Teppich empfangen. Langsam aus der Alltagswelt entführt. Man ist danach irgendwie bereiter für die Show. Hat was von Vorspiel, es läuft damit einfach besser.

Warum ich meine Tanzschuhe entstaube

Meine verstaubten Tanzschuhe
In den letzten Jahren sind meine Tanzschuhe ganz schön eingestaubt, da muss wohl noch der Lappen ran – © Sascha Walk

Die Dance Captains der West Side Story geben in der nächsten Woche einen Workshop. Offen für alle, die Lust am Tanzen haben. Das Deutsche Theater verlost dazu auch noch einmal 10 Plätze. Zusätzlich wird der Workshop live auf Facebook übertragen.

Was soll ich sagen? Ich darf auch dabei sein. Da musste ich aber erst einmal ein paar Nächte drüber schlafen. Wie lange ich nicht mehr ernsthaft getanzt habe, sieht man an meinen Schuhen. Die haben innen eine noch dickere Staubschicht als außen. Muss ich wohl mit dem Staubsauger dran.

Trotzdem freue ich mich auf den Workshop. Ob ich mich blamieren werde? Keine Ahnung. Ist mir auch egal. „Einmal Tänzer, immer Tänzer“ und „Für die Angst sich zu blamieren sind wir zu alt blank😉blank👍. Have fun!“ kommentierte eine meiner ehemaligen Tanzpartnerinnen auf meiner Facebook Seite. Recht hat sie und langsam kommt die Vorfreude.

Alle Infos zum Gewinnspiel findet ihr hier.

Der Keks, oder: Jedes Ding hat seine Zeit

1. Akt – Was bisher geschah

West Side Story - Der Keks
Der Keks (mittlerweile gegessen) – © Sascha Walk – Der Keks

Wie in meinem letzten Beitrag Plädoyer für Offenheit, Ehrlichkeit und Mut wird es jetzt sehr persönlich. Zur Premiere hatte ich eine weibliche Begleitung. Eine Frau, die ich schon einige Zeit kenne und über ein Jahr nicht gesehen habe. Damals habe ich mich Hals über Kopf in diese Frau verliebt. Es sollte aber nicht sein. Auch wenn es weh tat, es war nicht zu ändern. Sie hat aber Spuren in meinem Leben hinterlassen. Nein, keine tiefen Wunden, über die man klagen muss. Es geht um die Spuren, die jeder Mensch in unserem Leben hinterlässt, wenn wir es zulassen.

Dabei kam für mich auch die Frage auf: Mit welchen Menschen wollen wir uns umgeben?

Für mich ist die Antwort klar. Mit denen die uns guttun, uns zum Nachdenken und zum Lachen bringen. Bei ihr ist das so. Bei so vielen positiven Punkten, darf es manchmal auch etwas komplizierter sein. Ich bin sehr froh, den Abend mit ihr verbracht zu haben.

2. Akt und der Keks

Sich nach über einem Jahr wieder zu melden war kein Reflex. Keine Kurzschlusshandlung. Es war ein sorgsam überdachter Schritt. Obwohl mich meine Reaktion, als wir uns kennenlernten schon etwas in Angst versetzt hat.

Nach reichlicher Überlegung war ich mir sicher. Ich habe keine Angst mehr. Wobei ich eigentlich keine Angst vor ihr hatte, sondern eher vor dem was sie in mir auslöst. Ich habe mich also gemeldet. Ich wollte das für mich klären. Ist es wirklich genügend Abstand? Ich wollte mich nicht noch einmal so verlieren. Der englische Ausdruck Fall in Love würde meine damalige Situation gut beschreiben. Beim Fallen hat man keine Kontrolle. Im optimalen Fall ist das auch kein Problem, weil einen die andere Person auffängt. Ansonsten? Man fällt und fällt und fällt. Irgendwann schlägt man dann auf. Je länger der Fall, umso heftiger der Aufschlag.

Wir kamen also gerade aus der Pause zurück. Im Eingangsbereich gab es eine Promotion. Wollt ihr was Süßes, kam es fast synchron von links und rechts. Ja, klar doch. Ich nach links, sie nach rechts. Dann hatten wir unseren Keks schon in der Hand.

Jedes Ding hat seine Zeit

Ich musste sofort grinsen. Wir blickten beide auf, sahen uns an und mussten einfach beide lachen. Ich bekam mich fast nicht mehr ein. Da stand doch tatsächlich: Jedes Ding hat seine Zeit.

Manchmal frage ich mich, wer das Skript für mein Leben geschrieben hat. Muss doch jemand sein, von alleine passiert doch so etwas nicht, oder doch? Jedenfalls reichte für den restlichen Abend das Wort Keks und ich kam aus dem Lachen nicht mehr raus. Für mich die Krönung des Abends. Genau mein Humor 🙂

Bilder der Aufführung

Fazit in Orange: West Side Story, meine Tanzschuhe und die Geschichte vom Keks

Für mich gehört diese Aufführung zu dem Besten, was ich bisher auf einer Bühne sehen durfte

Die Präsenz der Darsteller hat sich nicht nur auf das gesamte Stück, sondern auch auf mich übertragen. Auch Tage später sind Momente noch da und holen mich wieder in das Stück. Diese original Broadway Inszenierung ist wirklich toll. Vom einzelnen Darsteller bis hin zur Leistung des gesamten Ensembles. Das Orchester vervollständigte das Gesamtbild.

Für mich gehört diese Aufführung zu dem Besten, was ich bisher auf einer Bühne sehen durfte. Würde ich mir glatt noch einmal ansehen. Die Aufführung läuft noch bis zum 14.05.2017 und hier findet ihr die Tickets.  

Am Donnerstag bin ich dann mit dem Workshop live auf Facebook zu sehen. Ich freue mich da schon drauf und bin gespannte, wie sehr ich mich anstelle. Ist einfach schon ein paar Jahre her, seit ich ernsthaft getanzt habe. Darum geht es aber nicht. Es geht um die Freude beim Tanzen. 

Wie die Geschichte mit meiner Begleitung weitergeht? Ich habe keine Ahnung. Es geht dabei auch nicht um ein Ziel. Es geht darum sich mit Menschen zu umgeben, die einem guttun. Menschen die Spuren hinterlassen, wenn man ein Stück des Weges mit ihnen geht. Dabei ist es auch nicht die Länge des Weges, nicht die Länge der gemeinsamen Zeit entscheidend. Es geht um die Intensität. Eine Sekunde kann ein Leben auf den Kopf stellen. Jahre können aber auch völlig ohne Veränderung sein. Da nehme ich doch die intensive Sekunde. 

Tschau euer
Sascha

Hinweise zum Beitrag
BILDNACHWEIS

Bilder wurden zum Großteil als Pressematerial zur Verfügung gestellt. Soweit technisch möglich ist das Copyright direkt beim jeweiligen Bild zu finden.

Titelbild: West Side Story – Deutsches Theater – Credit 2017: Johan Persson


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert