Das war sie also, meine erste re:publica. Drei Tage haben sich 3.000 Blogger und Social Media Menschen in Berlin getroffen. Laut Veranstalter lag der Anteil weiblicher Teilnehmer bei 30 %. Eigentlich noch recht wenig, wenn man der gefühlten Mehrheit an Frauen bei Twitter vertraut.
Im Großen und Ganzen muss man der Veranstaltung ein Lob aussprechen. Natürlich gibt es für das nächste Jahr auch Punkte die ganz dringend optimiert werden müssen.
Ein besserer Zugang zum Internet per W-LAN oder noch besser eine verbesserte Netzabdeckung durch die großen Telkos. Größere Räume werden wohl in der Umgebung des Friedrichstadtpalastes schwierig, man könnte aber bereits mit dem Programm eine Online Registrierung für die Sessions durchführen. Das erleichtert die Raumplanung und man weiß vorher welche Vorträge man besuchen kann. Leider stand man oft an um dann erst festzustellen, der Raum ist voll und alternative Vorträge haben bereits begonnen.
Auch muss ich leider zustimmen, wenn es an anderen Stelle heißt „Nur wenig Visionen“ und vieles was wir schon kennen. Das liegt vielleicht nicht nur an den Vorträgen, sondern auch an den Besuchern. Wir neigen nun mal dazu uns die Themen auszusuchen die wir schon kennen.
Am besten beschrieben ist die Veranstaltung aber immer noch mit dem Schlagwort „Klassentreffen“. Der Vergleich ist sehr stimmig, weil es bei einem Klassentreffen auch vor allem um die Menschen geht und nicht um das Wissen.
Bei aller Kritik darf man nicht vergessen, die drei Tage Veranstaltung und Vorträge haben nur wenig gekostet. Wer da überzogene Vorstellungen zu den oben genannten Punkten hat darf gerne beweisen ob er es besser zum gleichen Preis kann.
Hier noch ein paar Details zu den einzelnen Tagen:
Tag 0 – Di. 12.04.2011
Die Eindrücke des erstes Abends im St. Oberholz findet Ihr im Beitrag „Guten Abend Berlin – re:publica 2011“.
Tag 1 – Mi. 13.04.2011
INDIVIDUALITY, TECHNOLOGY AND ONLINE LIFE (Mitchell Baker)
Mitchell Baker hat in ihrem Vortrag die Visionen der Mozilla Foundation vorgestellt. Es geht um mehr als Firefox, vor allem um die Idee Web basierte Apps über alle Betriebssysteme zur Verfügung zu stellen. Vom PC bis hin zum iPhone.
Die Community Mozilla Drumbeat bietet unter anderem die Möglichkeit fremdsprachige Videos mit Untertiteln zu versehen und somit Informationen der ganzen Welt besser zugänglich zu machen.
AUGMENTED REALITY (Keiichi Matsuda)
Keine Visionen auf der re:publica? Doch, dieser Vortrag war eine reine Vision.
Es ging um die Anreicherung des gesamten Lebensumfelds mit digitalen Informationen. Ein beeindruckender Vortrag inklusive 3D Video.
Über eine mögliche technische Umsetzung hat sich der Vortragende keine Gedanken gemacht. Muss er als Visionär auch nicht.
MEDIENKOMPETENZ (Jürgen Ertelt)
Wie vermitteln wir der nächsten Generation den Umgang mit den neuen Medien? Ist ein Medienführerschein oder auch ein digitales Seepferdchen sinnvoll und wie sieht der richtige Weg dahin aus. Die aktuellen Ansätze zu diesem Thema basieren zu sehr auf den aus der Schule bekannten Lerntechniken. Theorie lernen und dann abfragen. Bei einem interaktiven Medium wie dem Internet ist dies nicht der richtige Weg! Es geht vielmehr darum gemeinsam mit den Schülern die Medien zu nutzen und die Erfahrungen gemeinsam zu verarbeiten.
Gerade das Lehrmaterial aus Bayern (gesponsert von den Zeitungsverlegern) zeigt hier nicht den richtigen Weg:
Zeitung = seriös und gut recherchiert
Blog = weitertragen von Hörensagen (stille Post)
JÜNGSTE ERKENNTNISSE DER TOLLFORSCHUNG (Sascha Lobo)
Hier der Link zum Video, dauert fast eine Stunde ist aber absolut sehenswert.
Tag 2 – Do. 14.04.2011
WIR SIND DER URHEBER (Till Kreutzer)
Kurz gesagt, das aktuelle Urheberreicht aus den 60er Jahren passt nicht mehr in unsere Zeit. Dieses Probleme und entsprechende Empfehlungen wurden aus anwaltlicher Sicht vorgestellt.
DIE DIGITALE GESELLSCHAFT (Markus Beckedahl)
Vorgestellt wurde der Verein zur Interessenvertretung digitaler Themen in der Politik. Eine gute Zusammenfassung steht bei Nico Lummer im Beitrag „BERLIN MITTE NERDS EV GEGRÜNDET“.
ÜBERMORGEN TV (Isa Ostertag, Milena Bonse, Holger Meier, Mario Sixtus)
Eine Vorstellung von zukünftigen Projekten des ZDF vom „Digitalen Reporter“ als TV Format bis hin zu „Wer rettet Diane Foxx“. Das letztgenannte Projekt ist ein Pilotprojekt zur Verknüpfung von TV mit dem Internet. In der nächsten Woche wird ein Fernsehfilm mit offenem Ende im Abendprogramm des ZDF zu sehen sein. Die Lösung des Falls bleibt jedem selbst überlassen. Zusätzlich wird es auch für den normalen Zuschauer eine Auflösung der Geschichte geben.
Tag 3 – Fr. 15.04.2011
FÜNF JAHRE INFORMATIONSFREIHEIT (Peter Schaar, Matthias Spielkamp, Christian Humborg, Manfred Redelfs)
Diskussion zu den ersten 5 Jahren Informationsfreiheitsgesetz.
INTERNET, SOCIAL MEDIA UND DIE RÜCKKEHR DES POLITISCHEN IN CHINA (Lorenz Lorenz-Meyer)
Wie funktioniert das Web. 2.0 in China und welche Wege nutzen die Blogger um der staatlichen Zensur zu entgehen. Sehr spannendes Thema, hier nur schwer zu beschreiben.
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