Die Ausstellung: Jean Paul Gaultier – From The Sidewalk To The Catwalk

Es ist keine Retrospektive die ab Freitag in der Kunsthalle München präsentiert wird. Als Gaultier die Idee einer Ausstellung vorgestellt wurde war sein erster Gedanke: „Nur Tote stehen im Museum“. Vielleicht ist das genau der Grund warum die Ausstellung so lebendig ist. Anstatt einfach Puppen mit Kleidung zu bestücken wurde moderne Technik genutzt um den Exponaten Leben einzuhauchen. Was extrem gut gelungen ist. Hier ein kleines Beispiel. Achtet mal auf das Gesicht.

Mit der Ausstellung Jean Paul Gaultier – From The Sidewalk To The Catwalk feiert die Kunsthalle München Jubiläum. 30 Jahre und 100 Ausstellungen konnten in München bis jetzt besucht werden. Die aktuelle Ausstellung ist dabei die erste zum Thema Mode.

Auch wenn Jean Paul Gaultier natürlich einer der bekanntesten Couturiers ist, geht es eindeutig um mehr als Mode. Er hinterfragt und kommentiert mit seiner Arbeit die Mode. Sein Image als Enfant terrible stammt aus Paris, wo es für Couture Mode viele Regeln gibt. Diese Regeln bricht Gaultier ganz bewusst. Er nimmt die Mode der Straße auf und kombiniert diese zu einem neuen Werk. In London hat er z. B. Punks entdeckt und diese mit dem Stil der Dandys kombiniert. In New York waren es orthodoxe Juden die ihn inspirierten. Die klassische Kopfbedeckung wandelte er ab und kombinierte diese mit einem Ledermantel der sehr stark an die Kleidung der NS Zeit erinnert. Dies führte nicht zum ersten Mal in seiner Karriere zu Diskussionen. Beides kann in der Ausstellung betrachtet werden. Auch ein Outfit als leeren Dosen und Müllsäcken brachte er schon auf den Laufsteg. Was einige Besucher mit dem Verlassen der Schau quittierten. Von diesem Outfit ist bis heute die Verpackung seiner Parfüms geblieben, die damals noch als Armreifen dienten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Darüber hinaus durchbricht er die gesellschaftlich etablierten Geschlechterrollen. Das wohl bekannteste Beispiel ist sein Männerrock. Röcke sind in unserem kulturellen Umfeld als rein weibliches Kleidungsstück gesetzt. Historisch und weltweit betrachtet ist das aber nicht so. Ein Beispiel ist der Kilt. Auch in anderen Kulturkreisen sind Röcke oder rockähnliche Kleidungsstücke für Männer völlig normal. Gaultiers Inspirationsquelle für den Männerrock waren die Schürzen der Pariser Bistrokellner. Er nahm auch hier wieder ein Outfit von der Straße und brachte es auf die große Bühne der Haute Couture.

Über die Mode hinaus steht Gaultier für Toleranz und Akzeptanz. Er steht für das Recht, anders zu sein. Egal welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Diese Freiheit und Individualität ist es, die mich persönlich besonders ansprechen. Wir Menschen neigen dazu uns ein zu schnelles Bild von einem Menschen zu machen. Ich weiß nicht ob es nur in München so ist, aber es wird oft direkt von auffälliger Kleidung auf die sexuelle Orientierung geschlussfolgert. Es braucht Mut wenn man nicht immer mit Chino, Bootsschuhen und Ralf Lauren Hemd vor die Tür geht. Dieser Business Casual Look ist nicht schlecht und auch ich trage diesen Look regelmäßig. Es ist aber irgendwie der kleinste gemeinsame Nenner und ein langweiliges Massenoutfit. Manchmal muss es für mich einfach mehr sein. Auffällig, extravagant und  einfach anders als die Masse. Den Mut hierzu habe ich auch durch die Mode von Gaultier gefunden und alles begann mit dem Tattoo-Shirt aus der Bildergalerie.

Ich kann die Ausstellung nur empfehlen. Wer keine Mode mag sollte es einfach als das sehen was es hier ist: Kunst. Es sind nicht Kleidungsstücke an Puppen, es sind Skulpturen. Die Ausstellung startet morgen am 18.09.15 und läuft bis Februar 2016. Wer übrigens eine Reisekreditkarte von der HVB hat kommt kostenlos in die Ausstellung, aber auch die 12 € für den Eintritt sind gut investiert.

Alle Informationen auf der Seite der Kunsthalle München.

Unter der Bildergalerie findet ihr noch das Video der letzten Haute Couture Schau von Gaultier.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert